Masterarbeit zu Risikomanagement in der präklinischen Notfallmedizin
Risikomanagement kann als wichtiges Instrument der Unternehmensführung gesehen werden. Besonders relevant ist Risikomanagement jedoch bei sogenannten Hochrisikoorganisationen (High Reliability Organizations), da schlagende Risiken bzw. Fehler überdurchschnittlich hohe Auswirkungen haben. Die präklinische Notfallmedizin ist aufgrund ihres Arbeitsumfeldes besonders fehleranfällig, gehört zu den risikoreichsten Teilbereichen der Medizin und kann daher klar dem Hochrisikobereich zugeordnet werden. Im Vergleich zu anderen Hochrisikoorganisationen wie der Luftfahrt oder der Kernkraft, spielt Risikomanagement, auch aufgrund mangelnder gesetzlicher Vorschriften, aktuell in Österreich kaum eine Rolle. Darüber hinaus gibt es zu dem spezifischen Thema Risikomanagement in der österreichischen präklinischen Notfallmedizin kaum gesicherte, empirisch belegbare Erkenntnisse.
Dahingehend untersucht diese Masterarbeit, welche Rolle Risikomanagement aktuell in der österreichischen Präklinik spielt, welches Wissen anderer Hochrisikoorganisationen auf die präklinische Notfallmedizin anwendbar ist, welche Auswirkungen unerwünschte Ereignisse im Zuge des Behandlungsprozesses haben, sowie welche Maßnahmen zur Minimierung von häufigen Risikoquellen geeignet sind.
Für die Beantwortung der Forschungsfragen wurde ein qualitativer Ansatz gewählt. Innerhalb dieser Vorgehensweise wurde eine methodische Triangulation angewendet. Als Erhebungsmethode wird auf insgesamt 6 Experteninterviews, 16 ethnographische Interviews sowie 5 teilnehmende Beobachtungen zurückgegriffen. Die Auswertung sowie die Zusammenführung der erhobenen Daten erfolgt mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Mayring.
Zusammenfassend wurde festgestellt, dass in Bezug auf bereits generiertes Wissen, insbesondere die Erkenntnisse und Erfahrungen aus der Luftfahrt, einen wertvollen Input liefern können. Darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Risikomanagement und Qualitätsmanagement nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Beide Methoden spielen aktuell, mit wenigen Ausnahmen, eine geringe Rolle in der Präklinik. Des Weiteren wurde festgestellt, dass keine ausgereifte Fehlerkultur bzw. Sicherheitskultur im Rettungswesen vorhanden ist und in Österreich aktuell kein einheitliches Versorgungs- und Qualitätsniveau in der Präklinik sichergestellt werden kann. Als größte Herausforderung in Bezug auf die Patientensicherheit, kann die fehlende Professionalität des bodengebundenen Rettungswesens angesehen werden. Da die Präklinik am Anfang der Versorgungskette steht, gehören Beschwerden sowie Haftungsklagen immer noch zur Ausnahme. Als Maßnahme zur Risikominimierung empfiehlt sich insbesondere der differenzierte Einsatz von Sanitätern, eine Verbesserung der Aus- und Fortbildung gemäß internationalen Standards, sowie eine gesetzliche Verpflichtung zur Einführung und Zertifizierung der Rettungsdienste nach einer international gültigen Norm in den Bereichen Risiko- und Qualitätsmanagement. Zukünftig bedarf es im österreichischen Rettungswesen eines umfassenden Paradigmenwechsels um eine qualitativ hochwertige, der Patientensicherheit gerecht werdende Versorgung, sicherzustellen.
Kontakt zum Autor:
Bernhard Schranz
Mail: Bernhard.Schranz@students.fh-steyr.at