Rückblick auf das 4. ÖGERN Symposium 2016
Rund um die Mittagszeit trafen die rund 130 Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Flughafen Graz ein, sodass ein pünktlicher Veranstaltungsstart um 13:30 Uhr möglich war. Der Veranstaltungsort konnte nicht passender sein zum Generalthema „Großunfall – Katastrophe – besondere Gefahrenlage“. Nach den Eröffnungsworten durch ÖGERN-Vorsitzenden Michael Halmich übernahm Vorstandskollege Klaus Hellwagner, der kürzlich den Berufstitel Professor verliehen bekam, das Wort und führte durch den ersten Block.
Block 1
Peter Hansak, stv. Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes machte den Auftakt und referierte zur Thematik des Einsatzleiters und seinen Befugnissen. Dabei stellte er nicht nur den „Status quo“ vor, sondern schloss sein Referat mit einigen „Wünschen“ für die Zukunft. Bruno Hersche, ein in der Notfallmedizin bekannter Risk- und Krisenmanager aus der Schweiz bzw. aus Niederösterreich, stellte seine Überlegungen für prä- und innerklinische Vorausplanungen für Großunfälle und Katastrophen vor. Neben der Betonung von essentiellen „Notfallplänen“ regte er auch zum Nachdenken im Hinblick auf die Bauweise von Krankenanstalten an – beispielsweise gehöre eine Intensivstation in das Erdgeschoss, da eine Evakuierung aus oberen Stockwerken die Arbeit im Katastrophenfall wesentlich erschwere. Als letzter im ersten Block offenbarte Adi Schinnerl, Ärztlicher Leiter Rettungsdienst des Landes Tirol, seine Überlegungen zur Triage aus medizinischer und ethischer Sicht. Im Zuge seiner sehr praxisnahen Ausführungen wurde allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern bewusst gemacht, dass in der Triage die Einhaltung von „Vorgaben“ aufgrund der individuellen Einsatzlagen nur schwer möglich ist. Nach einer Pausenstärkung übernahm Michael Halmich die Moderation.
Block 2
Zu Beginn gab Joachim Huber von der Landespolizeidirektion Steiermark Einblick in seine Arbeit als Leiter des Büros für Öffentlichkeitsarbeit und interner Betrieb. Der Umgang mit Medien im Krisenfall ist nicht nur bei sich langsam entwickelnden Einsätzen (zB Flüchtlingsbewegung) ein Thema, sondern auch im Akuteinsatz, wo mehrere Einsätzkräfte parallel agieren. Daran angeschlossen nahm der vielschichtig engagierte Jurist Wolfgang Stock das Thema der Haftungsfragen im Großunfall und Katastrophenwesen (Individual- vs. Organisationshaftung) auf und kam zum Schluss, dass in derartigen außergewöhnlichen Einsatzszenarien eine Individualhaftung kaum ein Thema ist. Dann übernahm Nicolas Stockhammer das Wort und referierte als wissenschaftlich fundierter Experte zum hybriden Terrorismus und die Lehren für die Terrorismusabwehr. Neben der Vorstellung von neuen Bedrohungen stellte er auch seine Überlegungen zur Anpassung von Einsatzkonzepten (zB für Rettungsorganisationen) vor. Ein Block, der trotz der Unterschiedlichkeit der einzelnen Themen, zu einer vernetzten Diskussion aller Referenten führte.
Block 3
Stefan Koppensteiner, stv. ÖGERN-Vorsitzender, führte durch den dritten Block. Am Beginn stand Alois Hirschmugl, Soldat und Internationaler Katastrophenkoordinator der UN und EU. Seine Erläuterungen zu internationalen Koordinationsmaßnahmen bei Großkatastrophen führten nicht nur zum besseren Verständnis der durchaus komplexen Vernetzungen auf internationaler Ebene, sondern machten auch betroffen. Im zweiten Referat stellte Andrea Vincenzo Braga den Koordinierten Sanitätsdienst der Schweiz vor, der seit über 40 Jahren erfolgreich etabliert ist. Mit breitem Fachwissen untermauert diskutierte der vielseitig engagierte Arzt und Miliz-Soldat der Schweizer Armee mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine mögliche österreichische Version. Zu guter Letzt erinnerte sich Erika Wietinger, Oberst im Einsatzkommando Cobra/Direktion für Spezialeinheiten, gemeinsam mit dem Publikum an das Ereignis in Annaberg, wo drei Polizisten und ein Sanitäter erschossen wurden, und stellte im Anschluss die einsatztaktischen Lehren daraus vor. Inhaltlich ging es dabei um das sanitätsdienstliche Konzept in Gefahrenlagen, wo zivile Sanitäter und Notärzte – aus Gründen des Eigenschutzes – nicht zum Patienten vordringen können.
Nach der Tagung arbeitete das ÖGERN-Team daran, die Referate und weitere spannende Themen in diesem Zusammenhang in einem Tagungsband zu sammeln. Er ist mit Jänner 2017 am Markt erschienen (Link).
Am 8.11.2017 tagen wir wieder. Ideen für ein Generalthema gibt es schon.
Für das ÖGERN-Vorstandteam grüßt,
Michael Halmich
Übersicht über Referate und Themen 4. ÖGERN Symposium
Referentenübersicht 4. ÖGERN Symposium