COVID-19: Ethik, Triage und Palliation
In den letzten Tagen wurden von diversen Gremien, Fachgesellschaten und auch Berufsverbänden Empfehlungen zum Vorgehen in der COVID-19-Krise zu diversen Themen herausgegeben. Aktuell ist es als Bürger und Angehöriger eines Fachberufes (z.B. Gesundheitspersonal) nicht einfach, den Überblick bei der sich täglich ändernden Rechts- und Sachlage zu behalten. Umso wichtiger sind in diesen Tagen seriöse Quellen. Die Pulikationen der nun vorgestellten Fachgesellschaften sind jedenfalls als fundierte Quellen zu bezeichnen.
Bioethikkommission zum Umgang mit knappen Ressourcen in der Gesundheitsversorgung
Die Erfahrung von Ländern, die von der Covid-19-Pandemie bereits früher als Österreich betroffen waren, zeigt, wie sich die allgemeine Frage nach dem Umgang mit knappen Ressourcen in der Gesundheitsversorgung so zuspitzen kann, dass nicht mehr ausreichend Personen und Mittel zur Verfügung stehen, um eine Lebensrettung bei allen Kranken zu versuchen. Da dieser Extremfall ein Dilemma darstellt, für das es keine ethisch oder rechtlich befriedigende Lösung gibt, gilt es, ihn nach Kräften zu verhindern oder sein Auftreten so minimal wie möglich zu halten. In der am 31.3.2020 veröffentlichen Stellungnahme werden Strategien vorgestellt, die der Vermeidung von Extremfällen dienen sollen. Appelliert wird dabei sowohl an die klinische als auch gesamtgesellschaftliche Verantwortung. Sollte es aber dennoch zu dilemmatischen Entscheidungssituationen kommen, so werden ethisch verantwortungsbewusste Bewältigungsstrategien vorgestellt. Dies auch in Bezug zur Triage.
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ÖAGRI zur Allokation intensivmedizinischer Ressourcen aus Anlass der Covid-19-Pandemie
Im Rahmen der am 17.3.2020 vorgestellten Stellungnahme der ARGE Ethik der Österreichischen Gesellschaft für Anästhesiologie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) wurden klinisch-ethische Empfehlungen für Beginn, Durchführung und Beendigung von Intensivtherapie bei Covid-19-Patient*innen veröffentlicht. Nach der Stellungnahme sollte in einem Szenario der Überlastung absolut knapper Ressourcen vom unter Normalbedingungen etablierten Prinzip des „first come, first serve“ abgegangen werden. Dies macht ein Triage-System erforderlich, das sowohl die Aufnahme auf eine Intensivstation (ICU) als auch die Beendigung einer Intensivtherapie anhand erweiterter Kriterien beurteilt. Inhaltlich liegt der Schwerpunkt auf Beginn und Beendigung einer Intensivtherapie sowie einer leidlindernden palliativen Versorgung.
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Positionspapier der österreichischen Palliativgesellschaft (OPG) zu COVID-19
Sollte es im Rahmen der COVID-19-Pandemie zur Verknappung der heimischen Intensivbetten kommen, so wird es nach Ansicht der OPG Patient*innen geben, die so schwer krank sind, dass sie eine Intensivversorgung benötigen würden, diese aber nicht erhalten können. In diesem Fall ist eine optimale symptomatische Behandlung zu gewährleisten. Um auf derartige Szenarien gut vorbereitet zu sein, benötigt es nach Ansicht der OPG einen „Palliative pandemic plan“. Alle in Symptomkontrolle ausgebildeten Gesundheitsberufe müssen dann an einem Strang ziehen. Das Positionspapier beschäftigt sich inhaltlich schwerpunktmäßig mit ethischen Überlegungen und gibt konkret Handlungsempfehlungen für die Akutmedizin innerhalb und außerhalb von Krankenanstalten. Zudem gibt es auch ein Positionspapier für die Pflege.
Positionspapier der OGP zu COVID-19
OPG-Empfehlug von pflegerischen Maßnahmen bei COVID-19-Patient*innen
Weitere Empfehlungen durch Deutsche Akademie für Ethik in der Medizin (AEM)
Darüber hinausgehende Empfehlungen und Materialien zu ethischen Fragen der Patientenversorgung angesichts der COVID-19-Pandemie sammelt und publiziert auch die AEM.
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